Killerspieldiskussion geht in die nächste Runde

Das niedersächsische Innenministerium und das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen E.V. (KfN) wollen gemeinsam untersuchen, wie der Jugendschutz bei Killerspielen verbessert werden kann. Siehe die Pressemeldung vom Innenministerium Niedersachsens

Niedersachsen hat für dieses Projekt von der Innenministerkonferenz den Auftrag erhalten. "Ein wirksamer Jugendschutz kann letztlich nur erreicht werden, wenn besonders schädliche Computerspiele nicht mehr hergestellt beziehungsweise der Zugriff für Jugendliche erheblich erschwert wird. Dies muss zumindest für Deutschland unser Ziel sein", sagte Innenminister Schünemann.

Wieder einmal vollkommen unsinnig. Denn nach dieser Logik, müsste auch die Herstellung von besonders hochprozentigem Alkohol verboten werden oder die Herstellung besonder scharfer Messer oder, oder, oder. Das der Zugriff für Jugendliche erschwert werden muss ist durchaus richtig aber sicherlich nicht durch Herstellungs- und Importverbote.

Schünemann und Pfeiffer waren sich darin einig, dass der Jugendschutz bei Gewalt verherrlichenden Computerspielen deutlich verbessert werden muss.

Deutschland hat Weltweit mit das beste Jugendschutzgesetz. Die USK macht ihren Job sehr gut. Wenn Spiele an zu junge Altersgruppen gelangen, liegt das nicht zwangsläufig an der USK, sondern größtenteils am Einzelhandel, welcher die Spiele ohne ausreichende Alterskontrolle verkauft und an den Personen, die nicht altersgerechten Spiele an Kinder und Jugendliche weitergeben bzw. keinerlei Ahnung haben, was so in den Kinderzimmern gespielt wird. Analog gilt dies natürlich auch für Filme, Musik, Internet, Alkohol, Zigaretten, usw..

Vollkommen sinnbefreit kommt man dann nun auch noch zu diesen Ansichten:

"Erste Ergebnisse zu Auswirkungen solcher Killerspiele auf Jugendliche zeigen: die eigene Gewaltbereitschaft kann verstärkt werden, wenn weitere Belastungsfaktoren, wie zum Beispiel Erfahrungen mit innerfamiliärer Gewalt oder enthemmender Alkoholkonsum, hinzukommen", so der Direktor des KfN Prof. Dr. Christian Pfeiffer. Neuere Untersuchen bei Schülern hätten außerdem einen Zusammenhang zwischen dem häufigen Konsum von brutalen Computerspielen und schlechten Schulnoten ergeben.

Jedem halbwegs pädagogisch gebildeten Menschen dreht sich bei diesen Äußerungen der Magen um. Da werden mal eben komplett die Tatsachen verdreht - es gibt genug Untersuchungen, die belegen, dass sowohl Alkoholkonsum als auch erlebte Gewalt Ursache für selbst ausgeübte Gewalt sind - und als seriöse, wissenschaftliche Untersuchung dargestellt.

Auf die Idee, elterliche Vernachlässigung bis hin zur Verwahrlosung, Perspektivlosigkeit, mangelhaftes Schulsystem, fehlende soziale Einrichtungen u. ä. mit einzubeziehen und Lösungsansätze zu evaluieren, kommen die Herren Schünemann und Pfeiffer natürlich nicht. Genau so wenig wie Ihre zahlreichen Kollegen in Politik, Wissenschaft und Medien.

Eines scheint aber sicher, die Hetzjagd wird weitergehen.


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